Sexualität und Macht in der Polizei
Ein hochrangiger Polizeibeamter bietet einer Angestellten eine Beförderung an und fragt sie dabei, ob sie sich „hochschlafen“ wolle. Die Frau weist ihn zurück und behält den Vorfall jahrelang für sich. Zuvor hatte sie in der Polizei vergeblich um Unterstützung ersucht. Erst Jahre später taucht dieser Polizeibeamte in den Schlagzeilen auf, weil er seiner jungen Kripochefin nachgestellt haben soll. Erst daraufhin wird er aufgrund der Anzeige der Angestellten rechtskräftig verurteilt.
Diesen konkreten Rechtsfall sexualisierter Grenzüberschreitung, nehmen die Herausgeber des Buches als Anlass interdisziplinär zu untersuchen, wie Mechanismen der Skandal- und Krisenbewältigung und die damit einhergehenden Formen der institutionellen Abwehr in der Organisation Polizei wirken. Das Wegsehen und rationalisierende Verdrängen seitens Vorgesetzter, Kolleginnen und Kollegen ist unbedingt aufklärungsbedürftig. Ziel des Buches ist die Schaffung einer interdisziplinären Grundlage für die Reflexion vergleichbarer Fälle in der „Organisation mit Gewaltlizenz“ und damit die Initiierung eines organisationalen Lernprozesses, der solche Fälle zu verhindern hilft.Dr. phil. Christian Barthel, Studium der Soziologie und Promotion an der Johann-Wolfgang-von-Goethe- Universität, Frankfurt/Main. Seit 2002 an der Deutschen Hochschule der Polizei, vormals Polizei-Führungsakademie. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Organisationstheorie, Polizeiwissenschaft, Führungstheorie.
Polizeidirektorin Claudia Puglisi, Studium Wirtschaftswissenschaften und Romanistik an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit 1995 Polizeibeamtin, seit 2005 in diversen höheren Führungsfunktionen in der Polizei Niedersachsen (u. a. Leiterin Kriminalpolizei, Referentin im Innenministerium. Derzeit Leitung der Abteilung 3 (Mobilität und Einsatzmittel) in der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen.